Die Architektur des Stadtmuseums Simeonstift
Ein besonderes architektonisches Alleinstellungsmerkmal des Stadtmuseums Simeonstift ist der zweigeschossige Kreuzgang, der in dieser Art in Deutschland einzigartig ist. Entstanden ist er aus der baulichen Situation der Simeonskirche, die vom 11. bis ins frühe 19. Jahrhundert die Porta Nigra umschloss. Um das Jahr 1030 ließ sich ein Einsiedler in dem ehemaligen römischen Stadttor nieder: Simeon von Syracus. Nach seinem Tod wurde die Porta Nigra ihm zu Ehren in eine Kirche mit Stiftsgebäude umgebaut. Entsprechend der zweigeschossigen Gliederung der Kirche für das Volk und für die Geistlichen wurde auch der Kreuzgang des zugehörigen Stiftsgebäudes entsprechend angelegt. Die Kirche wurde unter Napoleon wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt, der Gebäudekomplex des Simeonstifts blieb jedoch bestehen.
In der Neuzeit erhielt der Ost- und Südflügel die barocke Fassadengestaltung, die bis heute den Charakter des Porta-Nigra-Platzes prägt. Nach der Auflösung des sakralen Stiftes wurden die Gebäude privatisiert und in kleine Wohn- und Gewerbeeinheiten unterteilt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich der Gebäudekomplex in einem derart desolaten Zustand, dass die Stadtverwaltung den Abriss des Simeonstifts erwog. Es ist dem Architekten und Denkmalpfleger Friedrich Kutzbach zu verdanken, dass Bewohner und Besucher der Stadt Trier das Ensemble noch heute erleben können: Er erkannte das kulturelle Erbe der romanischen Architektur und unterzog den Gebäudekomplex einer behutsamen Rekonstruktion und Restaurierung: Süd- und Ostflügel sind für Museumsbesucher im restaurierten Originalzustand des 11. Jahrhunderts zugänglich, der Westflügel wurde im Zuge der Instandsetzung rekonstruiert. Seit 1945 befindet sich das Trierer Stadtmuseum im Simeonstift.
Den jüngsten architektonischen Akzent setzte die aufwendige Renovierung und Erweiterung des Museums im Jahr 2007. An das quadratische Stiftsgebäude, das den idyllischen Innenhof mit romanischen Bogengängen und altem Baumbestand umgibt, wurde im Norden ein langrechteckiger, doppelstöckiger Neubau angesetzt, der für wechselnde Sonderausstellungen genutzt wird. Der schlichte, sandsteinfarbene Riegel geht harmonisch in die alte Bausubstanz über. Seine schmalen Fensterschlitze erinnern an die Schießscharten der früheren Stadtmauer, auf welcher der Neubau ruht.