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Kim Détraux (*1994), METZ

Kim Détraux hält eine tönerne Amphore in den Armen. In die Struktur des Tons sind gleichermaßen tierische wie pflanzliche Geister oder Wesen gezeichnet. Erzählt werden dort La cérémonie de l’oiseau (Die Zeremonie des Vogels) und andere Geschichten, Szenen kollektiver Teilhabe, in denen Freude und Wohlwollen herrschen und in denen Gemeinschaften zusammenleben und sich weiterentwickeln, die keine bestimmten Namen mehr haben. Die Amphore enthält hausgemachte saisonale Säfte. Andere organisch geformte Behältnisse aus geblasenem Glas und Ton sind hier und dort verteilt. Kim Détraux befüllt sie mit sorgsam zubereiteten Speisen und lädt uns ein, ihr Gast zu sein. Durch die gemeinschaftliche Geste des Nährens und Essens, des Empfangens und Weitergebens schafft sie eine kollektive Erfahrung, die durch diese essenzielle Wechselbeziehung im Leben von Gemeinschaften aus Jäger*innen und Sammler*innen inspiriert ist. Unsere Sinne und Geschmacksnerven werden neu belebt, es entsteht eine Verbindung. Kim Détraux’ Praxis ist Ausdruck ihres Bedürfnisses, die Materialien, die sie zusammenträgt, mit den Händen zu bearbeiten und zu spüren. Dazu verwendet sie Techniken und Wissen der Kochkunst, handwerkliche Herstellungsverfahren und alltägliche Gesten. Aus der Verschmelzung von Pflanzen, Erde und Flusswasser entstehen Gebrauchsgegenstände wie ihr Steinzeugobjekt Six mains et trois becs (Sechs Hände und drei Schnäbel). Kim Détraux bezieht sämtliche Umgebungen, in denen sie sich bewegt, in die Entstehung ihrer lebendigen Werke ein. Dabei hinterfragt sie ihr Verhältnis zu ihrer Umwelt und macht vorsichtig auf den krisenhaften Zustand der Beziehungen aufmerksam, der alle lebenden Wesen betrifft und voneinander trennt.

Vanessa Gandar