
»I don’t want to be happy, I want to make money.« Korruptionsaffären und internationale Wirtschaftskriminalität in der rheinland-pfälzischen Wiedergutmachungsverwaltung (1956-1964)
16. Dezember 2025 | 19 Uhr | 8 €
Vortrag von Leon Stein im Rahmen der Reihe »Gestapo in Trier«
Im Frühjahr 1958 gelang der Koblenzer Staatsanwaltschaft die Aufdeckung einer Betrugsaffäre: Der Rechtsanwalt Dr. Walter Lange stand im Verdacht, durch Vorspiegelung falscher Tatsachen, Bestechung und Steuerhinterziehung Entschädigungsleistungen im Rahmen der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts veruntreut zu haben. Die Aufdeckung des Falls Lange führte die deutschen Strafverfolgungsbehörden zu Netzwerken internationaler Wirtschaftskriminalität, die ihre Mandanten systematisch um hohe Anwaltshonorare brachten und aus deren Verfolgungsgeschichten Profit schlugen. Fünf Jahre später gipfelten die Ermittlungen in einem Sammelprozess gegen mehrere Rechtsanwälte und zehn Mitarbeiter der rheinland-pfälzischen Wiedergutmachungsbehörden vor dem Landgericht in Koblenz. Vor dem Hintergrund der fragilen deutsch-israelischen Beziehungen der späten 1950er und frühen 1960er Jahre bewegten sich die Strafverfolgungsbehörden und die Wiedergutmachungsämter auf einem schmalen Grat zwischen harten Maßnahmen und diplomatischem Kalkül. Der Vortrag wirft ein Schlaglicht auf eine Krise der Wiedergutmachungspraxis und fragt dabei nach der Rolle von Rechtsvertretern, dem Geschäft mit persönlichen Leidensgeschichten und der quasi-diplomatischen Funktion der rheinland-pfälzischen Wiedergutmachungsbehörden.
Der Historiker Leon Stein beleuchtet diese Thematik am Dienstagabend im Rahmen seines Vortrags im Stadtmuseum Simeonstift.
Freier Eintritt für Studierende
Dank der Unterstützung durch das Studiwerk Trier ist mit dem DiMiDo-Semesterticket die Teilnahme für Studierende der Universität Trier, Theologische Fakultät Trier und Hochschule Trier kostenlos.