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Johann Anton Ramboux, Dom zu Trier (Westfront), 1828

Im Bilde bewahrt. Trierer Architekturzeichnungen von Johann Anton Ramboux

10. September bis 25. November 2016

In den 1820er-Jahren hielt der Trierer Maler, Zeichner und spätere Konservator der Wallrafschen Sammlungen in Köln, Johann Anton Ramboux (1790–1866), neben den berühmten antiken Baudenkmälern seiner Heimatstadt auch bedeutende mittelalterliche und frühneuzeitliche Bauwerke in Zeichnungen fest. Diese künstlerisch ambitionierten Bestandsaufnahmen scheinen von Beginn an der Vorbereitung eines umfangreichen Lithografiewerkes gedient zu haben, das ab 1824 unter dem Titel „Malerische Ansichten der merkwürdigsten Alterthümer und vorzüglicher Naturanlagen im Moselthale bei Trier“ in der lithografischen Anstalt von Josef Anton Selb (1784–1832) in München erschien. Das zu dieser Zeit noch junge Medium der Lithografie eröffnete Ramboux neue künstlerische Möglichkeiten, die er virtuos zu nutzen verstand.

Malerische Ansichten der merkwürdigsten Alterthümer und vorzüglicher Naturanlagen im Moselthale bei Trier

Nach anfänglichen finanziellen Schwierigkeiten aufgrund eines zunächst verhaltenen Interesses vor allem in Trier selbst konnten zwischen 1824 und 1827 in rascher Folge vier Hefte dieses auf acht Lieferungen angelegten Werkes erscheinen. Jedes Heft enthielt vier Blätter mit Darstellungen antiker Baudenkmäler der Stadt Trier und ihrer Umgebung. Die Lithografien zu den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Monumenten der Stadt kamen dagegen nicht mehr zur Ausführung, obwohl Johann Anton Ramboux in den Jahren 1828 und 1829 intensiv an der geplanten Fortführung des Werkes arbeitete.

Einen Einblick, welche Baudenkmäler seiner Heimatstadt und welche landschaftlichen Ansichten aus der Umgebung er für die vier weiteren Lieferungen vorgesehen hatte, gaben die hier ausgestellten Zeichnungen. Die großformatigen, sorgfältig ausgearbeiteten Blätter sind weit mehr als eine zeittypische Dokumentation des damaligen historischen Baubestandes. Bei aller Detailtreue handelt es sich um äußerst qualitätvolle, mit großem zeichnerischen Geschick ausgeführte und mit hohem künstlerischen Anspruch durchkomponierte Inszenierungen mit bewusst malerischer Wirkung.

Der Künstler und seine Auseinandersetzung mit dem historischen Baubestand seiner Heimatstadt

Johann Anton Ramboux hatte bereits 1803 in Trier von Karl Ruben (1772–1843) Zeichenunterricht erhalten, bevor er nach dem Schulabschluss 1807 seine künstlerische Ausbildung bei dem Porträt- und Historienmaler Jean-Louis Gilson (1741–1809) in Florenville im heutigen Belgien fortsetzte. 1809 wurde er Schüler von Pierre-Claude Gautherot (1769–1825) an der Pariser École des Beaux-Arts. 1812 nahm ihn dann Jacques-Louis David (1748–1825) in sein Lehratelier auf. Mit einem hervorragenden Zeugnis ausgestattet betätigte er sich danach in Trier vor allem als Porträtmaler, bevor er 1815 seiner Heimatstadt erneut den Rücken kehrte. Über Stationen an der Akademie in München, in der Schweiz und in Florenz gelangte er im Oktober 1816 nach Rom, um sich dort im Umfeld des Künstlerkreises der Nazarener zu bewegen. Daneben widmete er sich mit geschultem Auge für die jeweiligen Besonderheiten auch der Darstellung von Landschaften und historischen Bauwerken. Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Italien im Jahr 1822 richtete Johann Anton Ramboux sein Interesse dann auf die zahlreich erhaltenen antiken und mittelalterlichen Bauwerke seiner Heimatstadt.

Abb. 1: Johann Anton Ramboux, Dom zu Trier (Westfront), 1828
Abb. 2: Johann Anton Ramboux, Blick über die Napoleonsbrücke in das Moseltal unterhalb Pallien (Trier), 1829
Abb. 3: Johann Anton Ramboux, Innenansicht des Ostchores des Domes zu Trier, 1828

Ausstellung zum 150. Todestag des Künstlers

Das Stadtmuseum Simeonstift Trier nahm den 150. Todestag von Johann Anton Ramboux, des bedeutendsten Trierer Künstlers und Namensgebers des städtischen Kunstpreises, zum Anlass, sich im Rahmen dieser Kabinettausstellung mit den für die geplanten vier weiteren Hefte der „Malerischen Ansichten“ vorgesehenen, aber niemals als Lithografie erschienenen Darstellungen der nachantiken Baudenkmäler zu beschäftigen. Wie die Veduten zu den römischen Antiken sind diese Ansichten Ausdruck des großen historisch-antiquarischen Interesses des Künstlers und seines Wunsches, die historischen Monumente seiner Heimatstadt in einer ihrer Bedeutung angemessenen, ästhetisch reizvollen Form darzustellen und einem kunst- und geschichtsinteressierten Publikum zu vermitteln. Daneben scheinen auch denkmalpflegerische Überlegungen eine Rolle gespielt zu haben. Mit Hilfe der Veduten hoffte Ramboux wohl, zu einer erhöhten Wertschätzung der aus unterschiedlichen Epochen stammenden, kunsthistorisch und archäologisch bedeutsamen Bauwerke beizutragen und auf diesem Wege auch zu ihrem Erhalt.

Seine „zahlreichen bildlichen Darstellungen der Trierer Sehenswürdigkeiten“ würdigend war Johann Anton Ramboux bereits zu Lebzeiten auf außergewöhnliche Weise geehrt worden. 1858 hatte ihn seine Heimatstadt zu ihrem ersten Ehrenbürger erhoben.

Johann Anton Ramboux, Blick über die Napoleonsbrücke in das Moseltal unterhalb Pallien (Trier), 1829