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Keramik und Kunsthandwerk für den Weltmarkt

29. September 2015 bis 17. Februar 2016

In den vergangenen Jahren konnte das Stadtmuseum Simeonstift im Kunsthandel mehrere Vasen und figürliche Keramiken erwerben, die von den Servais-Werken in Trier-Ehrang hergestellt wurden. Diese Stücke stammen überwiegend aus dem frühen 20. Jahrhundert, als das Unternehmen mit aufwendig gestalteten Jugendstilfliesen weltweit große wirtschaftliche Erfolge erzielen konnte und etwa 750 Personen beschäftigte. Während die Fliesen heute begehrte Sammlerstücke sind, gerieten die Vasen und kleinplastischen Werke weitgehend in Vergessenheit.

Die meisten dieser technisch wie künstlerisch anspruchsvollen Gebrauchs- und Dekorationsobjekte, darunter auch Leihgaben, wurden hier erstmals öffentlich gezeigt. Sie ermöglichten es, ein Schlaglicht auf diesen weitgehend unbekannten Teil der breiten Produktpalette des Ehranger Werks im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu werfen.

Die Servais-Werke in Ehrang

Gegründet wurde das Unternehmen 1878 als „Lamberty, Servais & Cie“ von Philipp Lamberty, dem Direktor eines Bodenplattenwerks in Wasserbillig, dem dortigen Betriebsleiter Bernhard Ferring sowie Paul Servais, dem Direktor des Eisenhüttenwerks im luxemburgischen Hollerich. Die Fachkräfte der zunächst etwa 70-köpfigen Belegschaft konnten in Wasserbillig rekrutiert werden.

Bei der Wahl des Standortes zwischen Ehrang und Pfalzel waren nicht nur die günstigen Grundstückspreise ausschlaggebend, sondern vor allem die gute Eisenbahnanbindung. Die 1871 eröffnete Bahnlinie von Saarbrücken nach Köln und die 1878 fertiggestellte Moselstrecke ermöglichten eine kostengünstige Anlieferung der erforderlichen Rohstoffe wie Ton aus der Südeifel und vom Rhein, Kohle aus dem Saarland und Hochofenschlacke aus Luxemburg.

Abb. 1: Vereinigte Servais-Werke AG Ehrang-Witterschlick, Jugendstilvase des Typs 18 mit Verlaufsglasur in Grau-Schwarz und Weiß, 1902
Abb. 2: Vereinigte Servais-Werke AG Ehrang-Witterschlick, Reliefdarstellung eines musizierenden Engels, 1902-1921, Familienarchiv Servais, Luxemburg
Abb. 3: Vereinigte Servais-Werke AG Ehrang-Witterschlick, Jugendstilvase des Typs 18 mit Verlaufsglasur in Grün-, Weiß- und Rottönen, 1902

1902 wurde das Unternehmen in „Vereinigte Servais-Werke AG“ umbenannt. Ab 1921 wechselte der Firmenname aufgrund von Zusammenschlüssen mit anderen Betrieben und neuer Eigentümer dann noch mehrfach, bevor das Werk 1993 geschlossen wurde.

Erstmals widmete sich das Stadtmuseum Simeonstift mit einer Kabinettausstellung von Fliesen, Vasen und figürlicher Keramik aus den Ehranger Servais-Werken diesem wichtigen Kapitel Trierer Industrie- und Wirtschaftsgeschichte.