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Ramboux-Kunstpreis der Stadt Trier 2000: Werner Persy. Ölgemälde 1948–2000

24. November 2000 bis 28. Februar 2001

Im Zentrum des Oeuvres von Werner Persy (1924–2017) steht der Mensch mit seiner Gefühls- und Anschauungswelt in all ihren Facetten: das Verhältnis des Menschen zu sich selbst, zu seiner Umwelt und zu Gott. Die Wurzeln seiner Bildfindung in den Linol- und Holzschnitten und vor allem in den Wandmalereien und Mosaiken, die er für zahlreiche Kirchen der Diözese geschaffen hat, liegen dabei vor allem im Alten Testament, das er sehr gut kannte und häufig als Quelle heranzog. In einer bildhaften, unverfälschten Sprache werden dort alle Aspekte menschlichen Lebens verständlich und eindringlich geschildert. Werner Persy übertrug diese Motive jedoch meist in unsere heutige Zeit oder auch in andere Landschaften und bewies damit, dass die testamentarischen Aussagen durchaus eine allgemeine Gültigkeit besitzen.

Werner Persy, An der Römerbrücke, 1948

Man findet in seinem Oeuvre oft arbeitende, liebende, leidende, einsame oder in sich gekehrte Menschen, eingebettet in die sie umgebende Natur, die die jeweilige Stimmung widerspiegelt. Fast ebenso häufig jedoch findet man reine Landschaftsdarstellungen. Werner Persy malte die Landschaft so, wie er sie in diesem Moment empfand und versuchte gleichzeitig, das Archetypische, Allgemeingültige an dieser Landschaft zu vermitteln, ebenso wie wir es von seinen figürlichen Darstellungen kennen. Dadurch behielt er bei aller Emotionalität eine feierliche Distanz zur Wirklichkeit. Seine Motive fand Werner Persy vor allem im Mittelmeerraum, aber auch von der heimischen Landschaft sind zahlreiche Aquarelle, Ölgemälde und Zeichnungen entstanden.

In der Ausstellung im Städtischen Museum Simeonstift Trier zeigte Werner Persy eine Auswahl seiner Ölgemälde aus den letzten 50 Jahren. Im Gegensatz zur spontan-flüssigen, unmittelbaren Technik des Aquarells ist bei den Ölgemälden eine subtilere Gestaltung der Farbe möglich, und er zeigt sich als brillanter Kolorist. Stilistisch bleibt er sich treu: die Darstellung bleibt gegenständlich, doch Farbe und Form der Gegenstände werden abstrahiert, um Gemütszustände und Stimmungen auszudrücken. Diese Prinzipien stammen aus dem frühen Expressionismus, den er 1945 bis 1951 an der Düsseldorfer Akademie von seinen Professoren Friedrich Schmurr und Otto Pankok gelernt hat.

Werner Persys Werke leben von einer starken Expressivität, sowohl im formalen Aufbau als auch in den Farbkontrasten, die den Bildern eine besondere Spannung verleihen. Die archaisch wirkenden Landschaften erscheinen für den Betrachter oftmals kontemplativ, was Persys persönlichem Wesen entsprach. Werner Persy war ein sehr gut beobachtender und nachdenklicher Mensch. Seine Arbeiten werden getragen von einer ausgeprägten Liebe zu den Menschen, Respekt vor dem Leben und einem oft kindlichen Staunen vor der Schönheit der Natur. Wenn man sich auf seine Arbeiten einlässt, können sie über ihre ästhetische und auch durchaus dekorative Wirkung hinaus wesentlich tiefere Einsichten und Inhalte vermitteln.