Carl Friedrich Lessing, Landschaft mit See, Mosenberg mit Maar, 19. Jahrhundert
Raue Schönheit. Eifel und Ardennen im Blick der Künstler
18. Juli bis 24. Oktober 2010
Die raue Schönheit von Eifel und Ardennen fasziniert Künstler seit rund 200 Jahren. Das Stadtmuseum Simeonstift Trier widmete der geografisch zusammengehörenden Region erstmals eine umfassende Ausstellung mit rund 140 Exponaten. Der fulminante Überblick zeugte eindrucksvoll vom landschaftlichen Reichtum und urtümlichen Reiz der eigenen Heimat.
Mit dem 19. Jahrhundert kündigte sich in der bildenden Kunst ein grundlegender Wandel in der Auffassung von Naturdarstellungen an. Während die Landschaft bislang vorwiegend als Kulisse für heroische Themen und mythologische Szenen gedient hatte, begann man langsam, sie als eigenständiges Motiv zu begreifen. Erste Impulse gingen von Düsseldorf aus, wo an der dortigen Kunstakademie die Förderung der bis dato wenig angesehenen Landschaftsmalerei begann. Zu den Vorreitern zählen Johann Wilhelm Schirmer und Carl Friedrich Lessing, die 1827 in Düsseldorf den „Landschaftlichen Componierverein“ gründeten. Ihr Ziel war es, die Natur als bildwürdig zu propagieren und die Landschaftsmalerei als eigene Gattung und selbstständiges Studienfach an den Kunstakademien zu etablieren.
Revolutionär war auch die Tatsache, dass Schirmer und Lessing die eigene Heimat zum Bildgegenstand wählten. Eine künstliche Überhöhung und Idealisierung mediterraner Landschaften lehnten sie ab und sprachen sich gegen die damals übliche Bildungsreise nach Italien aus. Stattdessen zogen beide hinaus in die heimatliche Natur, durchwanderten nahe gelegene Wälder und malten, was sie vor Ort sahen. Im Jahr 1828 reisten beide in die Eifel. Das Ergebnis dieses gemeinsamen Aufenthalts sind frische, kleinformatige Gemälde, die das warme Sommerlicht und schattiges Grün unmittelbar einfangen. Bald wurden die beiden Landschafter zum Vorbild für ihre Malerkollegeninnen und -kollegen. Künstler wie Fritz von Wille siedelten sich sogar direkt vor Ort an. Motive wie leuchtend gelbe Ginstersträucher, karge Hochmoorlandschaften oder schroffe Steinbrüche belegen seine Vorliebe für und enge Verbundenheit mit der Region.
Die luxemburgische und belgische Landschaftskunst ist stark von politischen Entwicklungen geprägt. In Luxemburg überwogen zunächst Darstellungen der Hauptstadt mit ihren Festungsanlagen, ab Mitte des 19. Jahrhunderts kommen vermehrt Motive wie Burganlagen hinzu, deren Wehrhaftigkeit die Unabhängigkeit des kleinen Landes und seine kulturelle Eigenständigkeit betonen sollten. In Belgien gewann die Landschaftsmalerei vor dem Hintergrund der Unabhängigkeit durch die Revolution von 1830 an Bedeutung. In diesem Zusammenhang wurde die eigene Heimat populär. Im Jahr 1840 erteilte König Leopold I. dem flämischen Maler Jean Baptiste de Jonghe außerdem den Auftrag, sechs Ardennenlandschaften zu malen. Diese Förderung von höchster Stelle lenkte die Aufmerksamkeit auf die Region und adelte ihren Stellenwert.
Die Sonderschau im Stadtmuseum Simeonstift Trier zeigte erstmals die geografisch zusammengehörende Region von Eifel und Ardennen in einer gemeinsamen Ausstellung. Die grenzüberschreitende Schönheit der Natur und ihre Entdeckung durch die Künstler standen dabei im Mittelpunkt. Es überwogen Darstellungen eindrucksvoller Naturphänomene – wie beispielsweise der Maare, der berühmten Felsen bei Gerolstein oder des intensiv blühenden „Eifelgolds“ (des Ginsters). Aber auch Eingriffe in die Natur wurden thematisiert: in romantisch-verklärter Form durch einsam gelegene Kapellen, alte Gehöfte und imposante Burganlagen, kritischer mit Motiven wie gewaltigen Brückenkonstruktionen oder modernen Telegrafenmasten. Auch das Wetter wurde in den Gemälden sichtbar, wenn windgepeitschte Bäume, karge Sträucher oder der alles unter einer hellen Schneeschicht verdeckende Winter dargestellt sind.
Das Ausstellungsprojekt wurde finanziell unterstützt von der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur.