Das Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst
25. Juni 2022 bis 27. November 2022
Noch heute gilt das Römische Reich als Maßstab für Macht, Kultur und Zivilisation. Im Urteil der Nachwelt gilt der Fall Roms den einen als „schlimmstes Unglück“, den anderen als „glänzender Triumph der Freiheit“. Im Hintergrund jedes Nachdenkens über den Aufstieg und Fall großer Mächte steht der Fall Roms Pate. Ob die Dekadenz der Eliten, Naturkatastrophen oder Invasion, die Antworten auf die „spannendste Frage der Geschichtswissenschaften“ sind immer auch ein Spiegel der Fragen des eigenen Werdegangs von Gesellschaften.
Das Stadtmuseum breitete die spannende Rezeptionsgeschichte des Themas in der abendländischen Kunst- und Kulturgeschichte aus: In der Vorstellung des 19. Jahrhunderts bedeutete der Untergang des Römischen Reiches Unabhängigkeit und Freiheit für ehemals Beherrschte. Schon seit dem 1. Jahrhundert, verstärkt aber seit der sogenannten „Völkerwanderung“, hatten sich zahlreiche Volksgruppen bemüht, ihre Unabhängigkeit von Rom zu erhalten. Aber erst mit dem Ende des Weströmischen Reiches 476 war der Weg frei für die Bildung neuer Reiche in Westeuropa.
Hatten bereits früh Hieronymus, Augustinus, Iordanes u.a. Grundlagen für eine Mythisierung des Untergangs von Rom gelegt, so entwickelten sich in den folgenden Jahrhunderten aus den Anführern der unterschiedlichsten Gruppen zunehmend nationale Heldenfiguren: Arminius in Deutschland, Vercingetorix in Frankreich, Boudicca in England usw. wurden zu zentralen Figuren sich langsam ausbildender Nationen. Und die Erzählungen um Nibelungen, Dietrich von Bern und Uther Pendragon verarbeiteten das Geschehen auf sagenhafte Weise und trugen so zur Identitätsbildung der modernen, europäischen Völker bei. Zahlreiche Gemälde vor allem des 19. Jahrhunderts beschäftigen sich mit den Gründen für den Untergang des römischen Reichs. Daneben führt der aufkeimende Nationalismus zu zahlreichen, phantasievollen Darstellungen der jeweiligen Helden, die „ihr“ Land gegen die „römische Unterdrückung“ verteidigen.
Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier
Der Untergang des römischen Reiches – Das Rheinische Landesmuseum Trier widmete sich den „dunklen“ Jahrhunderten der römischen Geschichte. Mithilfe internationaler Spitzenexponate entstand eine spannende Ausstellung, die verständlich die zahlreichen Faktoren und Ursachen illustrierte, die zum Untergang des Römischen Reiches geführt haben. Sie verdeutlichte zudem, welche römischen Traditionen und Errungenschaften im Übergang zwischen prunkvoller Spätantike und vermeintlich dunklem Frühmittelalter verloren gingen oder in gewandelter Form fortleben konnten.
Ausstellung im Museum am Dom
Im Zeichen des Kreuzes. Eine Welt ordnet sich neu – Das Museum am Dom Trier widmete sich der Rolle des Christentums sowie dem grundlegenden Wandel der religiösen Welt in dieser Übergangszeit. Die Ausstellung zeigte, wie die christliche Kirche in das Machtvakuum treten konnte, das durch den Zerfall des Römischen Reiches und durch die allmähliche Auflösung der römischen Verwaltungsstrukturen entstand. Außerdem verfolgte sie, welche Rolle die Kirche bei der Weitergabe römischer Traditionen spielte.