Hans Proppe. Visionär, Gestalter und Lebensreformer
29. August bis 26. November 2017
Hans Proppe (1875–1951) war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der interessantesten Professoren und Künstler der Stadt Trier. Seit 1904 war er als „Architekt für Kunstgewerbe“ an der Gewerblichen Fortbildungs- und Gewerbeschule – der heutigen Hochschule Trier – tätig.
In den Jahren 2013 und 2014 haben die Nachkommen Hans Proppes einen großen Teil des privaten Nachlasses in die Hände des Stadtmuseums Simeonstift Trier gegeben. Zahlreiche Fotografien, Zeichnungen, Postkarten, Schriftstücke und Briefe ermöglichen nun einen tiefergehenden Blick auf Hans Proppe, der das Kulturleben zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Trier um viele Facetten reicher gemacht hat.
Hans Proppe, Holzsessel mit geflochtener Sitzfläche, 1915
Die Ausstellung im Stifterkabinett zeigte ausgewählte Stücke aus dem Nachlass, mit denen das Leben und Wirken des Trierer Avantgardisten lebendig wurde. Hans Proppes Weltanschauung beinhaltete neben Mazdaznan, Vegetarismus und anderem auch das Gemeinschaftserlebnis und -leben mit Freunden und Kollegen in seinem Haus im Grünen, Zentrum einer selbst organisierten Künstlerkolonie. Mazdaznan ist eine um 1900 von Otoman Zar-Adusht Hanish (geboren als Otto Hanisch, 1844–1936) begründete Lebenswissenschaft alt-persischen Ursprungs, ähnlich der Lehrsysteme des indischen Yoga oder Ayurveda. Vieles, was vor 100 Jahren modern und innovativ war, findet sich in alternativen Lebensentwürfen der Gegenwart wieder, seien es die Trends zum „Urban Gardening“ und der Selbstversorgung, der Kommunen-Gedanke oder die Arbeit in Künstlerkollektiven.
Mit dem vereinten Nachlass ist ein wichtiger Teil der Geschichte Triers des frühen 20. Jahrhunderts wieder am Ort seiner Entstehung. Ein großer Dank geht an die Familie Proppe, die dazu beiträgt, die Erinnerung an einen wahren Trierer Freigeist aufrechterhalten zu können.