Vereinigte Servais-Werke AG Ehrang-Witterschlick, Jardinière, 1902
Faszination Jugendstil. Dekorative Keramik der Servais-Werke Ehrang
27. März bis 13. November 2022
Ausgehend von dem Ankauf eines Vasenpaares auf der Kunst- und Antiquitätenmesse TEFAF in Maastricht im Jahr 2012 konnte das Stadtmuseum Simeonstift in den darauffolgenden Jahren neben zahlreichen Wand- und Bodenfliesen mehrere Vasen und figürliche Keramiken erwerben, die von den Servais-Werken in Trier-Ehrang hergestellt worden sind. Diese dekorativen Stücke stammen überwiegend aus dem frühen 20. Jahrhundert, als das Unternehmen mit Boden- und Mosaikplatten sowie mit aufwendig gestalteten Jugendstilfliesen, Brunnenanlagen und anderen baukeramischen Produkten weltweit große wirtschaftliche Erfolge erzielte und etwa 750 Personen beschäftigte.
Gegründet wurde das Unternehmen 1878 als „Lamberty, Servais & Compagnie“ von Philipp Lamberty, dem Direktor eines Bodenplattenwerks in Wasserbillig, dem dortigen Betriebsleiter Bernhard Ferring sowie Paul Servais, dem Direktor des Eisenhüttenwerks im luxemburgischen Hollerich. Die Fachkräfte der zunächst etwa 70-köpfigen Belegschaft konnten in Wasserbillig rekrutiert werden. 1902 wurde das Unternehmen in „Vereinigte Servais-Werke AG“ umbenannt. Ab 1921 wechselte der Firmenname aufgrund von Zusammenschlüssen mit anderen Betrieben und neuer Eigentümer mehrfach, bevor das Werk 1993 geschlossen wurde.
Einige der technisch wie künstlerisch beeindruckenden Gebrauchs- und Dekorationsobjekte konnten im Rahmen der Ausstellung „Wiederentdeckt: Künstlerisch anspruchsvolle Keramik aus Ehrang“ vom 19. September 2015 bis zum 17. Februar 2016 im Stifterkabinett des Stadtmuseums Simeonstift erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden.
In den vergangenen Jahren ist dieser neue Sammlungsbereich durch Schenkungen und gezielte Ankäufe stetig gewachsen, so dass das Stadtmuseum Simeonstift inzwischen über einen ansehnlichen Bestand verfügt, der einen Einblick in die Fliesenproduktion und die breite Produktpalette der kunstkeramischen Abteilung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert gewährt.
Im Zentrum dieser Ausstellung standen die höchst ansprechend gezeichneten und in leuchtenden Farben glasierten Jugendstilfliesen sowie die aufwendig gestalteten Vasen, Jardinieren und Figurinen dieser Zeit, die nicht nur in künstlerischer Hinsicht, sondern vielfach auch durch eine ausgeprägte technische Raffinesse bestechen.
Aufgrund fehlender Archivunterlagen war lange unklar, wer für die Gestaltung der Fliesen und kunstkeramischen Objekte verantwortlich zeichnete. Glücklicherweise ist es in den letzten Jahren gelungen, die Namen einiger Entwerfer und Modelleure zu ermitteln und damit etwas Licht in das künstlerische Beziehungsgeflecht zu bringen, in dem die faszinierende Ehranger Jugendstilkeramik entstanden ist.