»Sie hat also ihr unwürdiges Amt in würdiger Weise vertreten.« Die weiblichen Angestellten der Gestapo Luxemburg
22. Oktober 2024 | 19 Uhr | 8 €
Vortrag von Leon Stein im Rahmen der Reihe »Gestapo in Trier«
Bereits kurze Zeit nach dem deutschen Überfall auf die Benelux-Staaten und der im Zuge der erfolgten Besetzung Luxemburgs am 10. Mai 1940 bemühten sich die nationalsozialistischen Besatzer um den Aufbau ziviler Verwaltungsstrukturen und administrative Konsolidierung. Als Vollzugsorgan der vom Chef der Zivilverwaltung (CdZ) Gustav Simon praktizierten kompromisslosen Germanisierungspolitik setzte das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) ein mobiles Einsatzkommando der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes in Luxemburg (EKL) ein und unterstellte es formal der Direktive der benachbarten Staatspolizeistelle Trier. Dessen Abteilung IV „Geheime Staatspolizei“ nahm Residenz in der beschlagnahmten Villa Pauly und kann heute als regionales Beispiel einer genuin nationalsozialistischen Verfolgungsbehörde betrachtet werden.
Der Vortrag des Historikers Leon Stein von der Universität Trier widmet sich den weiblichen Angestellten der besagten Gestapo-Behörde, die zeitweise etwa ein Drittel des gesamten Personalbestandes ausmachten. Er liefert Antworten auf die Frage, in welchem Umfang und auf welche Weise die weiblichen Angestellten der Gestapo Luxemburg an der Verfolgungstätigkeit einer regionalen Dienststelle partizipierten. Außerdem gibt der Vortrag vor allem Einblicke in die Biografie sowie den Politisierungsweg einer „gewöhnlichen“ Gestapo-Angestellten und beleuchtet vielfältige Partizipationsformen von scheinbar profaner Verwaltungstätigkeit bis hin zum Einsatz in Verhören unter Anwendung von Folter und der Deportation der luxemburgischen Jüdinnen und Juden.
Leon Stein fasst abschließend zusammen, dass Frauen in allen Bereichen und auf nahezu allen Ebenen in die Verfolgungspraxis einer regionalen Gestapo-Behörde involviert waren und das Maß der Partizipation selbst in prima facie profansten Einsatzbereichen über ein schlichtes „Rädchen im Getriebe“ hinauszugehen vermochte.
Freier Eintritt für Studierende
Dank der Unterstützung durch das Studiwerk Trier ist mit dem DiMiDo-Semesterticket die Teilnahme für Studierende der Universität Trier, Theologische Fakultät Trier und Hochschule Trier kostenlos.