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Cone The Weird (*1979), SB

Den Ursprung seiner künstlerischen Tätigkeit fand Cone The Weird im Graffiti. Die Kraft großer Bilder im öffentlichen Raum faszinierte ihn von klein auf. Auch andere Formen visueller Kommunikation, gerade im urbanen Raum, sprachen ihn an. Über die Jahre erlernte er diverse Gestaltungsdisziplinen, ob im beruflichen Umfeld, Studium oder privat. Doch das „Wändemalen“ blieb stets die Konstante. Das unmittelbare Leben, fremde Menschen und Orte durch und mit der Malerei zu erreichen, waren stets Antrieb, Inspirationsquelle und Therapie zugleich. Bilder im öffentlichen Raum zu platzieren, bot einen barrierefreien Zugang für Interessierte und Uninteressierte gleichermaßen. Auch das ist es, was Cone The Weird so am Sprühen fasziniert. Menschen werden unmittelbar mit den Wandbildern konfrontiert. Dies vermögen ansonsten nur Architektur oder Werbung, welche ungleich brutaler auf das urbane Leben einwirken. Cone The Weirds Arbeiten sind eine Art Reinterpretation von dem, was Kunstepochen wie die Romantik hervorbrachten, mit Versatzstücken aus Graffiti-, Comic- und Populärkultur. Für den Kunstpreis Robert Schuman 2023 kreierte Cone The Weird eine Reihe an Werken, die paarweise in Bezug zueinander stehen. Die Dualität des Lebens ist seit Längerem ein wiederkehrendes Motiv in seinen Arbeiten. Dies findet sich zum einen im Erscheinungsbild seiner Werke wieder, beispielsweise in den maximal kontrastierenden Farben Schwarz und Weiß, die lange Zeit ein Markenzeichen seiner Bilder waren. Aber auch in der Kombination aus feinen Linien und üppigen Flächen, großen Primär- und kleinen, sich wiederholendenSekundärelementen. Immer wieder stößt man auf scheinbar gegensätzliche, doch zusammengehörige Paarungen. Unter den ausgestellten Werken finden sich mitunter Arbeiten, die auf zwei Weisen gelesen werden können – „normal” und kopfüber. Auch die gewählten Formate, von der kleinen Postkarte bis hin zur großen Fassade, unterstehen dem Prinzip der Dualität. Inhaltlich lässt sich dies ebenfalls in mal eindeutigeren, mal stärker verschlüsselten Symbolen herauslesen. So finden sich immer wieder gegensätzliche Elemente wie Bewegung und Stillstand, Zeit und Zeitlosigkeit, Körper und Körperloses. Sehr direkt illustrieren dies beispielsweise die Figuren des Schachs – ebenfalls schwarz und weiß, Licht und Schatten, Tag und Nacht, Leben und Tod. Selbst ein Herzschlag, generell unsere Schwingungen und Energie, obliegen dem Prinzip der Dualität, Anspannung und Entspannung: „Life is noise.”

Seit jeher findet die Leidenschaft zur Musik Einzug in die Werke von Cone The Weird. So tragen etwa zahlreiche Arbeiten Titel lieb gewonnener Musikstücke. Auch auf inhaltlicher Ebene können bei näherem Hinsehen Verknüpfungen zur Musik entdeckt werden. Genreübergreifend sammelt der Künstler seit seiner Kindheit Schallplatten, ein paradoxerweise sehr altes, doch zugleich ausdauerndes und sicheres Speichermedium für Musik. Die Gestaltung von Schallplattencovern war und ist eine weitere Inspirationsquelle. Vielmehr noch sind es die durch Musik ausgelösten Emotionen, die ihn faszinieren:  Keine andere Kunstform vermag es, Menschen so intensiv zu berühren wie die Musik.” Wie treffend, dass sich für sein Wandgemälde eine Musikschule im Herzen von Trier, wenige hundert Meter vom Stadtmuseum entfernt, finden ließ. Das Wandbild wurde speziell für die Fassade entworfen. Ein weiteres Prinzip, welches Cone The Weird mit seinen Wandbildern verfolgt: Jedes Wandbild muss, zumindest zu einem nennenswerten Teil, vor Ort auf organische Weise entstehen. Der Ort der Umsetzung prägt somit auch das Motiv. Seine Bilder dienen als Vehikel in individuelle Welten der Gefühle und Tagträume. Er selbst bezeichnet sie als visuelle Gedichte.

Katja Pilisi und Cone The Weird