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Valentin Pierrot (*1989), METZ

Mitten in den Abfällen und der Asche aus der Schreinerei ragen länglich geformte Balken in einem fragilen Gleichgewicht aus dem mit Trümmern übersäten Boden empor. Valentin Pierrot sucht nach vergessenen Objekten, gräbt sie aus. Nach ihrer sorgfältigen Auswahl erweist er ihnen eine letzte Ehre. In einem Prozess, in dem er seinen eigenen Körper auf die Probe stellt, verwendet Valentin Pierrot seine Energie darauf, die Körperlichkeit von Materie aufzuzeigen und zu transzendieren. Er bearbeitet mitgenommene Holzstücke, die er zusammengetragen hat, wieder und wieder mit Feuer. Am Ende sind die Fasern verschwunden, und es bleibt nichts als ein tiefschwarzer Samt, der das Licht absorbiert. Manchmal lassen nur noch die Spuren tiefer Schläge in den Stämmen das ursprüngliche Material erahnen, so auch in seinem Werk Bûche en forme de torse (Scheit in Form eines Torsos). Im Feuer vollzieht sich eine Wiedergeburt, mit der sich die verkohlten Formen verfeinern und eine neue Stofflichkeit erhalten. Der Saft zerdrückter und mit Erde vermischter Früchte tränkt die baumwollene Decke, zieht sich durch das Gewebe und hinterlässt dabei tanzende Schimmelspuren auf dem Stoff. Mit langsamen, repetitiven Gesten vertieft der Künstler sich in einen meditativen Prozess und gerät in einen Zustand der Trance. Er spürt die vergehende Zeit, und jede seiner Handlungen zeugt von ihrem Vorrücken. Seine gleichzeitig rohen und eleganten Werke hinterfragen die Endlichkeit des Lebendigen. Seine Arbeit, die eng mit der Natur und ihrem Überleben verknüpft ist, ist eine Reflexion über die Frage, was nach der Zerstörung von Materie bleibt.

Vanessa Gandar