Luisa Marie Degen, Digitale Aufnahme der Projektion „Das Phantom“, 2015
„PHANTOM“ – Projektionen des menschlichen Gesichts auf das Moselufer
9. Februar bis 8. März 2015
Das Künstlerpaar Gottfried Schumacher und Katarina Veldhues setzte sich auf Einladung des Stadtmuseums Simeonstift in einer großräumigen Projektion mit dem Thema Moselschifffahrt auseinander. Die Installation wurde vom 9. Februar bis 1. März abends von 19.00 bis 23.00 Uhr in den bewaldeten Bereich unterhalb der Mariensäule projiziert und war aus dem Bereich der beiden Moselkrane am Flussufer bei geeignetem Wetter optimal zu sehen.
Katarina Veldhues und Gottfried Schumacher arbeiten seit Mitte der Neunzigerjahre mit dem Licht. Seitdem projizieren sie in aufsehenerregenden, oft begehbaren Projekten auf öffentliche Plätze, auf Architekturen und in natürliche Landschaften. Die Kunstform ist die sogenannte „erweiterte Projektion“, die von den beiden Künstlern wesentlich mit entwickelt wurde. Der Kunsthistoriker Manfred Schneckenburger, der sich intensiv mit der Arbeit des Künstlerpaares beschäftigt hat, bezeichnet sie als „Pioniere“ dieser jungen Kunstgattung. Die großformatigen Projektionen der Diapositive, die „stills“, werden dabei nicht auf eine unbewegte Leinwand geworfen, sie gewinnen ihre Wirkung durch das Zusammenspiel mit dem dynamischen Untergrund und die Position des Betrachtenden. Projektion ist unerwartete, überraschende, unmittelbare Veränderung eines Landschaftraumes. So nahm selbst das menschliche Gesicht als Projektion temporär Einfluss auf sein Umfeld, das Moselufer.
Die Projektion „Phantom“ wurde im Rahmen der Ausstellung „2000 Jahre Schifffahrt auf der Mosel“ durch das Stadtmuseum Simeonstift in Auftrag gegeben und erinnerte an die Reisenden auf dem Fluss, an das Vorbeiziehen auf dem Fluss. Ein großformatiges Gesicht war schemenhaft als Phantom aus der Ferne im bewaldeten Bereich unter der Mariensäule zu sehen und nahm zum Teil Blickkontakt mit den Passanten entlang der Uferwege und den Besatzungen der passierenden Schiffen auf. Es zeigte sich in dieser Arbeit der Künstler weit mehr fragil: das Gesicht des Menschen als ein Zustand des Übergangs. So brachte die Installation auch den Faktor Zeit ins Spiel.
Während der vergangenen zwanzig Jahre haben Veldhues und Schumacher viele verschiedene Orte bespielt, darunter auch prominente Plätze wie den Kölner Dom. Auch in Trier haben die beiden Künstler sich schon mehrfach mit Themen der Stadt auseinandergesetzt: 1999 machten sie sich gemeinsam mit Trierer Bürgerinnen und Bürgern auf die Suche nach dem „römischen Gesicht“ und ließen Porträts von Einwohnern der Stadt als Diapositive im Mauerwerk der Nordfassade des Simeonstifts „lebendig“ werden. Zur Heilig-Rock-Wallfahrt warfen sie Projektionen der Haut des Menschen, der Tiere, der Pflanzen und der Mikroorganismen – „Haut als Gewand“ – auf Domfassade und -vorplatz.
Dass Veldhues und Schumacher sakrale Symbole wie den Kölner Dom oder den Trierer Dom in ihre Installationen einbeziehen dürfen, zeugt von dem Vertrauen in ihre ruhige und feinsinnige künstlerische Arbeit. „Veldhues/Schumacher vermeiden das lärmende Licht der Großstadt und der Reklamen. Ihr Licht gleitet in Übergängen und allmählichen Transformationen“ schreibt Manfred Schneckenburger. Und er ergänzt: „Entscheidend ist für sie der Projektionskörper“. Im Fall der aktuellen Arbeit das Moselufer als Körper.
Die Projektion war aus verschiedenen Orten in der Stadt zu sehen. Ein optimaler Aussichtpunkt war der Uferbereich bei den Moselkranen in der Nähe der Römerbrücke. Die Strecke des Lichts über den Fluss auf das Moselufer war lang und erforderte eine bestimmte Wetterlage. So war dieses Kunstwerk auch eine Arbeit mit dem Weg des Lichts selbst. Und das weiß schimmernde menschliche Gesicht im Moselufer zeugte von Reise und Ferne. Um die Projektion, die eine Distanz von 1000 Metern überwindet, auch in ihren Details zu erkennen, wurde empfohlen, ein Fernglas mitzubringen.