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Die Geschichte des Stadtmuseums

Der heilige Simeon gab dem Gebäude seinen Namen

Das historische Simeonstift, in dem sich ein Teil des Trierer Stadtmuseums befindet, stammt in seinen Ursprüngen aus dem 11. Jahrhundert. Errichtet wurde es zu Ehren des heiligen Simeon.

Der um 960 auf Sizilien geborene Eremit und Mönch hatte in Konstantinopel studiert, als Pilgerführer in Jerusalem gelebt, als Mönch in Klöstern in Bethlehem und am Fuß des Sinai gehaust und sich zwischendurch auch als Einsiedler am Ufer des Jordan und in der Sinai-Wüste aufgehalten. Als Freund und Reisebegleiter des damaligen Trierer Erzbischofs Poppo von Babenberg (1016-47) gelangte er nach Trier. Hier ließ er sich um 1028 in einer Zelle im Ostturm der Porta Nigra einmauern, um ein gottesfürchtiges Leben in freiwilliger Armut zu führen.

Nach seinem Tod im Jahr 1035 wurde Simeon in eben diesem Raum beigesetzt. Noch im gleichen Jahr erwirkte Erzbischof Poppo seine Heiligsprechung durch Papst Benedikt IX., eine der ersten Heiligsprechungen durch einen Papst überhaupt. Zeitgleich gründete Poppo zu Ehren des Simeon ein Kanonikerstift, das sich bald zu einem der bedeutendsten in Trier entwickelte.

Das Gebäude

Die Heiligsprechung Simeons und die Gründung eines Kanonikerstifts zogen einige Baumaßnahmen nach sich. Zum einen wurde die Porta Nigra, das einstige römische Stadttor, in eine Kirche umgewandelt. Unmittelbar an ihre Westseite, auf den Fundamenten der alten Stadtmauer, wurde dann um 1040 bis 60 das Stiftsgebäude angebaut. Es handelte sich dabei um eine vierflügelige Anlage mit zweigeschossigem Kreuzgang, einem Dormitorium auf der Nord- und einem Refektorium auf der Westseite.

Im 18. Jahrhundert wurde das Stiftsgebäude teilweise in einzelne, kleinere Wohnungen umgebaut, wobei das nördliche Drittel des Ostflügels abgebrochen wurde. Nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1802 diente das ehemalige Stiftsgebäude privaten Bewohnern als Unterkunft. Auch gewerbliche Betriebe konnten sich dort niederlassen. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die Stiftsanlage zwischen 1936 und 1939 im Rahmen der geplanten Ausgestaltung der „Via Archaeologica“ nach gesicherten Befunden rekonstruiert.

Nach dem 2. Weltkrieg zog das Stadtmuseum mit seiner Sammlung ein. Umfassende Sanierungsarbeiten fanden Ende der 1960er bis Anfang der 70er Jahre statt. Im Jahr 2007 erhielt das Stadtmuseum außerdem einen Neubau, der sich nahtlos an den Nordflügel des Stiftes anschließt. Er führt die Achse von der Portas Nigra über das romanische Stiftsgebäude auf den Fundamenten der römischen Stadtmauer.

Die Geschichte des Stadtmuseums – eine Zeittafel

1830/1831Der Stadt Trier wird die Sammlung Hermes gestiftet, den Schwerpunkt bilden Gemälde, Glas, Alabasterreliefs und Kunstgewerbe.
1878Die Sammlung Schoemann fällt der Stadt Trier als Legat zu. Schwerpunkte sind malayische Schattentheaterfiguren, Waffen (Kris), Modelle und Alltagsgegenstände.
1897Die Sammlung Rautenstrauch wird der Stadt Trier zuerst leihweise überlassen und 1907 schließlich durch den Kaufmann Wilhelm Rautenstrauch gestiftet. Schwerpunkte sind koptische und europäische Textilien.
1901Als Legat fällt der Stadt Trier die Sammlung Kraus, darunter vor allem Gemälde mit religiösen Themen, zu.
1901Im Roten Haus wird die Sammlung Pelser-Berensberg als Sammlung von Trachten und Hausrat der Region ausgestellt.
2. Okt. 1904Eröffnung des „Städtischen und Kraus-Museums“ im Roten Haus und in der Steipe. Zu sehen sind die Sammlungen Kraus und Pelser-Berensberg sowie eine von Gottfried Kentenich zusammengestellte ortsgeschichtliche Sammlung.
1907Die ortsgeschichtliche Sammlung wird von zwei Räumen auf fünf Räume vergrößert.
1914-1920Das Museum ist geschlossen.
1919Das Provinzialmuseum gibt Teile der Sammlung Hermes an die Stadt Trier zurück.
1921Berufung von Friedrich Kutzbach zum „Städtischen Konservator und Leiter der Städtischen Sammlungen“
1924Neue Bezeichnung als „Moselmuseum“ und Erweiterung des Sammlungsgebietes auf Eifel und Hunsrück
1926Ausstellung der Sammlung Schoemann im Moselmuseum
1930Wiedereröffnung der ortsgeschichtlichen Sammlung
1932Magazinierung der Sammlung Kraus wegen Erweiterung der Steipenschenke
1933-1945Dr. Walter Dieck leitet das städtische Museums in der NS-Zeit, weitere Informationen dazu finden Sie hier.
1945-1952Provisorische Unterbringung der städtischen Bestände im Simeonstift, erste Ausstellungen alter und moderner Kunst
1952-19612. Amtszeit von Dr. Walter Dieck als Direktor: neben Wechselausstellungen Ausbau der Sammlungen mit den Schwerpunkt Treverensien
1954Beginn der Arbeit am Stadtmodell „Trier um 1800“
1961-1974Direktor Dr. Curt Schweicher: rege Wechselausstellungstätigkeit mit Schwerpunkten auf moderner und aktueller Kunst; Ankauf koptischer Steinreliefs zur Ergänzung der Sammlung Rautenstrauch
1974-1997Direktor Dr. Dieter Ahrens: viele Wechselausstellungen, Einrichtung der Museumspädagogik, Erfassung und Neuordnung des Bestandes der 1974-97 dem Museum übergebenen Stiftungen
1984Stiftung der Sammlung Karl-Adolph Mummenthey: ca. 600 Beleuchtungsgeräte von der Antike bis ins 20. Jahrhundert
1984-1995Stiftung der Sammlung Stapel: Möbel, Gemälde, Ausstattungsstücke aus dem Besitz des im Simeonstift geborenen Weinhändlers Kuno Stapel
1984Sammlung Lückeroth: Werke des Kölner Malers Jupp Lückeroth sowie von ihm gesammelte Werke weiterer Vertreter des Informel
1987Sammlung Schunck: Gemälde, Ostasiatika, Miniaturen und kunstgewerbliche Gegenstände, von Dr. Martin Schunck der Stadt Trier hinterlassen
seit August 1997Direktorin Dr. Elisabeth Dühr: Wechselausstellungen zur Kunst der Moderne und zeitgenössischen Kunst sowie zu regionalgeschichtlich wichtigen Themen; Erweiterung des museumspädagogischen Angebots
1999 u. 2001Rückgabe von Objekten aus der Sammlung Schunck an die Erbengemeinschaft
2003Rückgabe der Sammlung Lückeroth an die Erben
2004-2007Das Museum ist wegen umfassender Umbauarbeiten geschlossen; außerdem erhält es in Verlängerung des Nordflügels einen neuen Anbau mit zwei großzügig geschnittenen Ausstellungsräumen
2006Umbenennung des Städtischen Museums Simeonstift in Stadtmuseum Simeonstift Trier
13. Mai 2007Wiedereröffnung des Stadtmuseums im neu gestalteten und erweiterten Simeonstift
seit 2007Zahlreiche Sonderausstellungen zu mit der Stadt Trier verbundenen Künstlern und Themen.
Verotius, Hl. Simeon vor der Porta Nigra, 1746/50